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Chancen und Risiken der zukünftigen Entwicklung

Die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung der PCC-Gruppe ist stark von der weiteren Konjunkturentwicklung abhängig, und zwar nicht nur auf unseren Hauptabsatzmärkten in Europa, sondern weltweit. Dabei wird auch die weitere Entwicklung der Energiepreise sowie der Inflation insgesamt eine große Rolle spielen. Weitere Ausführungen hierzu sind dem Kapitel „Ausblick auf das Folgejahr 2025“ zu entnehmen.

Mit dem andauernden Russland-Ukraine-Krieg besteht für den PCC-Konzern ein nicht unerhebliches politisches Risiko, das außerhalb unseres Einflussbereichs liegt. Eine weitere Eskalation des Krieges könnte erneute Transport- und Lieferkettenprobleme mit sich bringen. Eventuell könnte auch der Bestand unserer verbliebenen Beteiligungen in Russland gefährdet werden. Hiervon ist zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Lageberichts jedoch nicht auszugehen. Bezogen auf die gesamten Assets des PCC-Konzerns liegt der Anteil der russischen Vermögenswerte außerdem nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Neben einer weiteren Eskalation des Russland- Ukraine-Krieges könnte sich außerdem der im Oktober 2023 erneut ausgebrochene Nahostkonflikt, der im Suezkanal und im Roten Meer bereits zu Transport- und Lieferkettenproblemen führt, negativ auf die Weltwirtschaft auswirken. Dies gilt auch für eine mögliche Verschärfung des Konflikts zwischen China und Taiwan. Ähnliche Einschränkungen des weltweiten Wirtschaftsgeschehens könnten sich außerdem im Rahmen eventueller neuer Pandemien ergeben. Seit Januar 2025 amtiert in den USA ein neuer Präsident, dessen Entscheidungen, zum Beispiel in Bezug auf neue Zölle, zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Lageberichts noch nicht abschließend bewertet werden können. Aufgrund der vielen aktuellen Unwägbarkeiten sind die finanziellen Auswirkungen auf die PCC-Gruppe insgesamt derzeit nicht konkret abschätzbar.

In Deutschland wurde im Februar 2025 ein neuer Bundestag gewählt. Mit zügiger Bildung einer neuen Regierung muss nach Einschätzung von PCC wieder Vertrauen in politische Entscheidungen in Deutschland sowie klare Kommunikation seitens der verantwortlichen Politiker vorherrschen. Sofortige Maßnahmen zur Stabilisierung der Energieversorgung, Abbau von Bürokratie als auch Investitionsmaßnahmen müssen beschlossen werden. Wir begrüßen den Beschluss zur Anpassung der Schuldenbremse und damit die Möglichkeit, in den kommenden zwölf Jahren ein signifikantes Volumen in die deutsche Infrastruktur zu investieren. Gleichzeitig fordern wir, dass diese zusätzlichen Schulden zielgerichtet und wohl gesteuert investiert werden. Denn ergänzt durch zusätzliche Mittel der Europäischen Union könnten diese sogar einen signifikanten Nachfragesog auslösen, der die Inflationsziele gefährden könnte.

Eine weitere Herausforderung stellen der sogenannte „European Green Deal“ sowie das im Juli 2021 von der EU-Kommission verabschiedete Maßnahmenpaket „Fit for 55“ dar. Durch dessen Umsetzung sollen die europäischen Klimaziele bis 2055 erreicht werden. Zudem sollen für eine Vielzahl an europäischen Unternehmen die neuen Nachhaltigkeitsberichtspflichten ab dem Geschäftsjahr 2025 verpflichtend werden. Die PCC-Gruppe begrüßt die im Februar 2025 veröffentlichten Erleichterungen und Vereinfachungen für die Berichtspflichtigen. Auch die Verschiebung zur Einführung der Berichtspflicht nehmen wir wohlwollend auf. Für die europäische Chemieindustrie und damit auch für große Teile der PCC-Gruppe bedeutet dies eine weitgehende Transformation ihrer Produktionsprozesse, die erhebliche, derzeit noch nicht konkret abschätzbare Mehrkosten mit sich bringen wird. Dies könnte sich auch nachteilig auf die zukünftigen Dividendenzuflüsse der Konzernholding auswirken. Gleichzeitig eröffnen diese Transformation und die damit verbundene Einführung innovativer Prozesse, an deren Entwicklung die PCC-Gruppe auf mehreren Ebenen arbeitet, zukünftig weitere Wachstumsmöglichkeiten. Eines der wesentlichen Risiken liegt allerdings in einem Alleingang der Europäischen Union, der erhebliche Wettbewerbsnachteile für Produzenten in der EU zur Folge hätte, wenn zum Beispiel Produzenten in den USA oder in Asien weniger bis gar keine Auflagen oder Preisregime wie CO2-Steuern zu erfüllen hätten.

Des Weiteren sehen sich die Chemiesegmente dem Risiko steigender Umweltschutzaufwendungen im Zuge der sich europaweit verschärfenden Abfall-, Abwasser- und sonstigen Umweltvorschriften ausgesetzt. Möglicherweise daraus resultierende Investitionsverpflichtungen könnten in Zukunft negative Auswirkungen auf die Ertragslage dieser Segmente und somit auch auf die gesamte PCC-Gruppe haben. Gleiches gilt für eventuelle zusätzliche Aufwendungen, die im Zusammenhang mit der REACH-Verordnung der EU (Verordnung zur Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von Chemikalien) entstehen können. REACH-ähnliche Verordnungen werden aktuell auch von anderen Ländern geplant beziehungsweise befinden sich bereits in der Umsetzung. Dies gilt unter anderem für die Türkei, die USA sowie einige asiatische Länder. Welche Folgen dies für die weitere Entwicklung des PCC-Konzerns mit sich bringen wird, bleibt abzuwarten.

Insbesondere für die in den Chemiesegmenten sowie im Segment Silizium & Derivate befindlichen Geschäftsfelder bestehen außerdem Risiken bei der Versorgung mit strategisch wichtigen Rohstoffen. Die Anzahl der Lieferanten für diese Rohstoffe war in der Vergangenheit bereits begrenzt und wird durch Handelskonflikte oder Sanktionen weiter reduziert. Erfreulicherweise konnte die PCCGruppe bereits 2021 mit dem wichtigsten Lieferanten für den wesentlichen Rohstoff Ethylenoxid einen langfristigen Liefervertrag abschließen, der allerdings auf PCC-Seite aktuell und im kommenden Geschäftsjahr erhebliche Investitionen nach sich ziehen wird. Langfristig werden diese Investitionen zum weiteren Wachstum unserer Chemieaktivitäten beitragen.

Als weitere indirekte Faktoren, welche die Performance unserer Segmente beeinträchtigen können, sind unter anderem Preisänderungs- und Ausfallrisiken zu nennen. Diese Risiken sollen durch den Abschluss von Warenkreditversicherungen weitestgehend eliminiert werden. Den Preisänderungsrisiken wird durch den Abschluss von Back-to-back-Geschäften, durch Preisformeln und / oder Preisabsicherungen begegnet.

Daneben bestehen sowohl für die PCC SE als Holdinggesellschaft als auch für die operativ tätigen Geschäftsbereiche Zinsänderungsoder Wechselkursrisiken, die zumindest teilweise durch Hedging (Absicherungsgeschäfte) reduziert werden können. Das Wechselkurs- und Fremdwährungsrisiko in der PCC-Gruppe ließe sich mit einer Einführung des Euro als offizielle Währung in Polen deutlich reduzieren. Kurzfristig ist dies jedoch nicht zu erwarten.

Weitere Risiken können sich aus der Veränderung rechtlicher oder regulatorischer Grundlagen ergeben. So unterliegt beispielsweise das gültige Steuerrecht, auch in seiner verwaltungstechnischen Anwendung, einem stetigen Wandel. Zukünftige Gesetzesänderungen sowie abweichende Gesetzesauslegungen durch die Finanzbehörden oder -gerichte können nicht ausgeschlossen werden. Hieraus könnten gegebenenfalls höhere steuerliche Belastungen für die Gesellschaften der PCC-Gruppe im In- und Ausland resultieren.

Negative Auswirkungen können sich auch durch nachträgliche Änderungen bei der Bewertung staatlicher Fördermaßnahmen und durch damit eventuell verbundene Rückzahlungsforderungen ergeben. So hat die Europäische Kommission geprüft, ob die der PCC MCAA Sp. z o.o. in den Jahren 2012 und 2013 von der polnischen Regierung direkt gewährten Finanzhilfen in Höhe von umgerechnet rund 16 Millionen € mit den EU-Vorschriften über staatliche Regionalbeihilfen vereinbar waren. Die bezogenen Finanzhilfen wurden im Februar 2025 als korrekt bezeichnet, sodass keine Rückforderungen von PCC begründet sind. Der Sachverhalt gilt damit als abgeschlossen. Ähnliche Szenarien lassen sich auch in Zukunft nicht ausschließen.

Einige Konzerngesellschaften sind darüber hinaus mit der zunehmenden Veralterung ihrer Vermögenswerte konfrontiert. Dies gilt insbesondere für Produktionsanlagen der PCC Synteza S.A. Mit weiterer intensiver Nutzung steigen die Aufwendungen für Wartung und Instandhaltung sowie das Risiko von Havarien und Produktionsausfällen.

In unserer Finanzplanung gehen wir auch für die Zukunft von regelmäßigen Liquiditätszuflüssen aus der Emission von Unternehmensanleihen bei der Holdinggesellschaft aus. Eventuelle Irritationen im Marktsegment für Anleihen in Deutschland könnten gegebenenfalls – zumindest vorübergehend – zu Liquiditätsengpässen führen. Daher wird kontinuierlich daran gearbeitet, die gewährten Liquiditätsdarlehen an Tochtergesellschaften durch lokale Bankkredite abzulösen. Auch sollen eventuelle neue Großprojekte nur dann umgesetzt werden, wenn dafür eine entsprechende Projektfinanzierung erlangt werden kann. Ergänzend zu den Unternehmensanleihen wird langfristig auch die Erschließung alternativer Finanzierungsquellen auf institutioneller Ebene in Erwägung gezogen. Letztes setzt einen stabilen Verschuldungsgrad voraus. Auf Konzernebene wird dabei eine Zielmarke von unter 5,0 angestrebt, die langfristig konstant erreicht werden und als Obergrenze dienen soll.

Über das Finanzierungsrisiko hinaus bestehen bei Projekten während der Planungs- und Bauphase diverse weitere Risiken beispielsweise technischer, eigentumsrechtlicher oder auch genehmigungsrechtlicher Art. Außerdem kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich während der Realisierungsphase die äußeren Marktbedingungen ändern und Marktentwicklungen nicht so eintreffen, wie ursprünglich erwartet. Trotz sorgfältigster Prüfung kann sich ein Investitionsprojekt daher deutlich verzögern oder eine deutlich geringere Rendite erwirtschaften als geplant. Ein völliges Scheitern eines Projekts und damit ein Totalverlust des von der Konzernholding oder einer ihrer Tochtergesellschaften eingesetzten Kapitals kann ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Je nach Projektgröße könnte dies erhebliche negative Auswirkungen auf die Liquiditätssituation haben. Daher strebt die Konzernholding auch zukünftig weitestgehend Projektfinanzierungen an, die auf die Tragfähigkeit des jeweiligen Projektes abgestellt werden sollen.

Nicht zuletzt bestehen für die PCC-Gruppe auch personelle Risiken. Das eventuelle Ausscheiden wesentlicher Personen, unter anderem aus dem Management oder aus dem Bereich Forschung und Entwicklung, und der damit eventuell verbundene Verlust beispielsweise von langjährigen Kontakten, Branchenerfahrung oder Know-how könnte gegebenenfalls zumindest temporär negative Auswirkungen auf die Weiterführung der Geschäfte mit sich bringen. Darüber hinaus birgt der erhebliche Einfluss des Alleinaktionärs der PCC SE unter Umständen ein höheres Risiko für unternehmerische Fehlentscheidungen, als dies bei einer breiter gestreuten Eigentümerstruktur der Fall sein könnte. Dieses Risiko wurde 2021 mit dem Wechsel vom monistischen zum dualistischen Führungssystem in der Konzernholding reduziert, wodurch die Position des operativen Managements der Holding gestärkt wurde. Unabhängig davon bleibt die Nähe zum Alleinaktionär, der gleichzeitig auch Aufsichtsratsvorsitzender der PCC SE ist, bestehen und somit auch die Chance, schnell und flexibel auf neue Investitionschancen zu reagieren und jeweils zeitnah die Weichen für weiteres nachhaltiges Wachstum des PCC-Konzerns zu stellen.

Die zunehmende Fokussierung auf höherwertige Produkte sowie die in der Umsetzung befindliche Diversifikation der Absatzmärkte stellen aus Sicht der Unternehmensleitung die wesentlichen Chancen für das zukünftige Wachstum des PCC-Konzerns dar. Hinzu kommen weitere Modernisierungs- und Erweiterungsinvestitionen, ausgerichtet sowohl auf die Rückwärts- als auch auf die Vorwärtsintegration. Hierdurch wollen wir zum einen unsere Marktposition in den einzelnen Segmenten weiter ausbauen und zum anderen mit Investitionen in effiziente und umweltfreundliche Produktionsanlagen unsere Nachhaltigkeit steigern und unsere Zukunftsfähigkeit sichern. Von den aus diesen Investitionen zu erwartenden Ertragssteigerungen sollte die PCC-Gruppe langfristig in Form steigender Ergebnisse profitieren. Zusätzliches Ertragspotenzial könnte sich durch die Veräußerung von Randaktivitäten oder marktreifen Projekten und Beteiligungen ergeben.